haasis:wortgeburten

 

caro christofero,

die gewissensfrage der zeit:
seid ihr auch so fußballbesoffen?

wir mäßig, die tochter flora mehr, hat auch recht mit 21.
und so schöne jungs!!!

ich hab die fahnenflut karikieren wollen. wurde gleich von der tochter unterdrückt.
ins grüne efeu am haus hatte ich eine alte anhängerfahne des schwiegervaters gesteckt, hilfsmittel für den lastverkehr mit seinem mofaanhänger.

dort hinten flattern in deutschland die einzigen fahnen, die nach polizeilicher vorschrift rot sein – nicht bloß dürfen, nein - müssen.
also griff ich zur roten.

flora wurde wütend, sah das design des ganzen hauses, ja ihres lebens, abstürzen, drohte mir, sie werde das ding vernichten. also ich hinter ihr her, hab das gute stück zurückerobert.

repressive toleranz, wie uns herbert marcuse um 1967/68 erklärte.

dann wäre ich gerne mit dem auto und einem putzlappen am stecken durch den flecken gefahren.
meine beiden frauen waren hell entsetzt.

ja ja, was die deutschen so schlecht können: parodien, satire, scherze abseits des mainstreams. man hätte gerne wenigstens eine empfehlung der pisa-kommission oder der regierung oder zumindest den segen der lokalzeitung.

es hat mir dennoch spaß gemacht, die nur schwach kaschierte angepasstheit aufzudecken. das ist schöner, als irgendeinen fetzen, und sei er auch noch so quer, aus dem fenster zu hängen.

tanti saluti
hellmut
(juni 2006)

 

/satiren_alltag/fahnenbesoffenheit.php | anares.org | comenius-antiquariat.ch Samuel Hess 2005