SCHWÄBISCH-UNTERRICHT in Wangen im Allgäu
Referent „schwäddst“ mit Schülern über Mundart
Wangen. Eine Deutschstunde der besonderen Art haben die Schüler der Klasse 10b des Rupert-Neß-Gymnasium erlebt. „Schwäddsa, reda, babbla, batscha, labra, schnadra – Mundart in der Schule“, war der Vortrag von Hellmut Haasis überschrieben, dem der Spagat zwischen Sprachwissenschaft und anekdotenreichem Vortrag trefflich gelang.
Durch eine Broschüre war Lehrerin Heidi Schubkegel auf die Angebote des Arbeitskreises „Mundart in der Schule“ aufmerksam geworden. Dieser Arbeitskreis hat sich aus Mitgliedern der Mundartvereine „Muettersproch-Gesellschaft“ und „schwäbische mund.art“ konstituiert.
Ziel des vielfältigen Programms ist die Förderung der Mundart in Schule und Unterricht sowie die Stärkung der regionalen Identität.
Mit Hellmut Haasis als einem der zahlreichen Dozenten hatten die Verantwortlichen eine hervorragende Wahl getroffen.
Der Reutlinger hat sich bereits als schwäbischer Mundartclown „Druiknui“ einen Namen gemacht und den Roman „Em Chrischdian sei Leich“ herausgebracht.
In Wangen ist es vor allem sein trockener Humor, der bei den Schülern gut ankommt. So erklärt er mit schelmenhaftem Grinsen den Unterschied zwischen den Stuttgarter Stadtschwaben, die gerne alles ein bisschen besser wissen, und den „einfachen Landschwaben“.
Um dann gleich selbst in die Rolle eines solchen Landschwaben zu schlüpfen und mit Arbeitskittel und Hut verkleidet im Klassenzimmer des Rupert-Neß-Gymnasiums mit den Schülern zu „schwäbeln“.
Das „Gaadezeile“ und die „Hennadäbberla“ können die meisten Schüler ja noch eindeutig als „Gartenzaun“ und „kleine Schritte“ identifizieren.
Schwierig wird es da schon beim „häälenga“, hier muss der Landschwabe alias Hellmut Haasis Nachhilfe in Schwäbisch geben: „häälenga“ heißt ins Hochdeutsche übersetzt „heimlich“.
Beim Sprachkurs stellen die Schüler fest, dass Dialekte bei weitem nicht so statisch sind, wie behauptet wird, denn die Oma zuhause „schwätzt ganz anders raus“ als der Gast aus Reutlingen im Klassenzimmer.
Deshalb rät Haasis den Schülern, Mundart-Lexika mit Vorsicht zu genießen.
BAYERISCH KOMMT IMMER AN
Der Mundart-Spezialist verschweigt den Schülern nicht, dass der schwäbische Dialekt in Deutschland nicht zu den beliebtesten zählt.
„Am meisten mögen die Leute den bayerischen Dialekt“, verrät Haasis und verwandelt sich zur Freude der Schüler prompt in einen (fast) waschechten Franz Beckenbauer, der herrlich durch das Klassenzimmer poltert.
Bei aller Komik und Ironie blitzt bei dem Redner immer wieder die große Liebe für die Mundart durch.
„Die Vielfalt ist das Schöne am Dialekt“, sagt Hellmut Haasis. Er hat mit seinem Auftritt im Rupert-Neß-Gymnasium dazu beigetragen, für den Dialekt – und das Schwäbische im Besonderen – viele Sympathiepunkte zu sammeln.
Von unserer Redakteurin Stefanie Wex.
(Schwäbische Zeitung, Leutkirch, 22. November 2008)