haasis:wortgeburten

UNDERGROUND 2
KÖLN, Drohbrief gegen den Oberstaatsanwalt beim Sondergericht Köln, 25. August 1941
(Berlin, Bundesarchiv, R 22, Bd. 3374, Bl. 51R-52)

Bericht des Oberlandesgerichtspräsidenten von Köln, 31. August 1941, an den Staatssekretär Schlegelberger im Reichsjustizministerium,. Das Schreiben ging an den Leiter der Anklagebehörde beim Sondergericht Köln.

„Köln, den 2 5. August 1941.
Herrn W. Meissner, Oberstaatsanwalt.

Mit Staunen ersehen wir, dass in letzter Zeit bei den in Köln vollstreckten Todesurteilen Ihr Name fehlt, obwohl Sie der verantwortliche Mann hierfür sind, aber beruhigen Sie sich, mein Herr.

Der Krieg nimmt ein furchtbares Ende, er ist verloren und dann werden wir Sie und die Herren des Sondergerichts aus Ihren Wohnungen herausholen, ob sie dieselben [!] in Königsforst, am Stadtwaldgürtel oder sonstwo wohnen [!].

Man hat die Herren registriert, auch wenn der Name des Landgerichtsdirektors nicht mehr in der Zeitung steht.

Wir warnen Sie. Die Sondgerichte, die alleine im Rheinland 1940 182 Todesurteile vollstreckt haben, werden nicht vergessen.

Es waren meist Kinder unter 21 Jahren, die man als Volksschädling gestempelt hat.

Mit demselben Fallbeil werden Sie fallen am Dies irae.

Diese Woche wurde ein 18jähriges Mädchen wegen einer Bagatelle mit 18 Monaten Zuchthaus bestraft.

Es wird nichts vergessen.

Jeder anständige Deutsche hat nur den einen Wunsch: Krieg verlieren und Rache an den Vollstreckern der Gewalturteile.

24 370 Personen schmachten heute noch in den Konzentrationsagern Dachau, Oranienburg/ Sachsenberg [!]. Über 15 000 sind seit 1934 in diesen Lagern ermordet worden durch die SS auf Befehl Himmlers.

Auch SS ist registriert und wird schlagartig dahin befördert, wo die 15 000 Opfer umgebracht wurden, denn wir leben in Deutschland und nicht in der Sowjetunion.
Heil Moskau
W. W. W.“

 

/underground/underground02.php | anares.org | comenius-antiquariat.ch Samuel Hess 2005