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UNDERGROUND 22

Edelweißpiraten bei bewaffneten Kämpfen 1944/45 in Köln

Aus einem Lagebericht des Kölner Generalstaatsanwalts an das Reichsjustizministerium 30. Januar 1945

„In erster Linie ist hier die Großbande zu nennen, die seit August 1944 in dem Stadtteil Köln-Ehrenfeld ihr Unwesen trieb. Nach den Feststellungen der Staatspolizei zählte sie im ganzen 128 Köpfe.

Sie setzte sich in gleicher Weise aus Deutschen und Ausländern zusammen. Sie terrorisierte nicht nur die Zivilbevölkerung, sondern hatte es auch darauf abgesehen, politische Leiter der NSDAP zu beseitigen.

In ihren Reihen befanden sich auch viele Jugendliche im Alter von 16-18 Jahren, ja sogar von 15 Jahren, die früher den „Edelweißpiraten“ angehört hatten.

Die milde Behandlung, die den Edelweißpiraten in der Regel von dem Kölner Jugendgericht widerfahren war, ist somit fehl am Platz gewesen.

Die Bande ist durch das Eingreifen der Geheimen Staatspolizei, die eine erhebliche Anzahl der Bandenmitglieder öffentlich executiert hat, zerschlagen.

Neben dieser Großbande hat die Geheime Staatspolizei das Wirken von etwa 20 weiteren Banden von verschiedener Stärke von 3-20 Köpfen feststellen können.

Eine Bande allein hat acht Morde auf dem Gewissen. Sie setzte sich aus Polen, Franzosen und einigen Deutschen zusammen.

Auf das Konto aller Banden gehen insgesamt 29 Morde. Unter den Ermordeten befinden sich 5 politische Leiter, 1 SA-Mann, 1 HJ-Angehöriger, 6 Polizeibeamte, darunter der Leiter der Staatspolizeistelle Köln, - SS-Sturmbannführer Reg. Rat Hofmann - , der am 26. November 1944 im Kampf gegen eine Bande im Stadtteil Köln-Klettenberg fiel, und zwei weitere Beamte der Geheimen Staatspolizei, 11 Zivilisten und 5 Wehrmachtsangehörige.

Von den begangenen Morden sind bis jetzt 8 nicht aufgeklärt worden. Zahlreiche Waffen aller Art konnten bei den Bandenmitgliedern gefunden und sichergestellt werden. Es konnte festgestellt werden, daß Bestrebungen im Gange waren, alle Banden zusammenzufassen. [.....]“

(Detlev Peukert: Die Edelweißpiraten. Protestbewegungen jugendlicher Arbeiter im Dritten Reich. Eine Dokumentation. Köln, Bund, 1980, S. 106/107

 

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